Kanu-Glossar

Gerade als Anfänger wird man mit einer Menge an Fachbegriffen rund ums Kajak konfrontiert, aber auch als erfahrener Paddler stolpert man gelegentlich über Begriffe, die man vielleicht noch nicht gehört (oder wieder vergessen) hat. Mit dem folgenden Glossar möchten wir eine Übersicht und Erklärung der wichtigsten und bekanntesten Begriffe rund um den Kanusport geben.

A


Ablassschraube

Die meisten Kajaks haben am Heck eine Öffnung mit Schraube, durch die man am Ufer ein gekentertes Boot wieder leerlaufen lassen kann. Nachdem man das Boot durch Drehen auf die Seite weitgehend vom Wasser befreit hat, stellt man es anschließend senkrecht auf, dass auch der letzte Rest ablaufen kann.

Action-Line

Die sportliche Route durch eine Kernstelle. Sofern man die Wahl hat, folgt man mit der Action-Line dem Weg durch eine Kernstelle, der am meisten Können abverlangt, aber auch den meisten Spaß bietet. Wer lieber auf Nummer sicher geht, wählt die Chicken-Route.

Auftriebskörper

Dies sind luftgefüllte Säcke im Bug und Heck des Kanus (bei Rodeo-Kajaks nur Heck), die das komplette Volllaufen des Bootes verhindern. So treiben die Kajaks nach einem Ausstieg noch an der Wasseroberfläche und lassen sich leichter bergen.

B


Baumhindernis

Wie der Name schon sagt, bildet ein Baum ein Hindernis im Flussverlauf. Ungeräumte Stellen mit umgestürzten Bäumen oder verkantetem Treibholz grenzen die Durchfahrtsmöglichkeiten stark ein oder machen diese gar unmöglich. Selbst wenn man am Tag zuvor eine Stelle gescoutet hat, kann diese über Nacht durch einen Sturm oder Hochwasser plötzlich gefährliche Hindernisse bergen.

Boofen

Das Boofen ist ein spezieller Paddelschlag oder vielmehr Bewegungsablauf, um das Kajak an Stufen, Walzen und Wasserfällen mit starkem Rücklauf möglichst weit über die Abrisskante zu bewegen. Es soll vermieden werden, dass das Kajak zu steil nach vorne kippt, um beim Eintauchen ins Wasser ausgebremst zu werden. Ebenso möchte man recht weit den Rücklauf überwunden haben.
Hierzu wird schnell auf die Kante des abstürzenden Wassers hinzugepaddelt – der entscheidende Paddelzug (Boofschlag) wird bei aktiver Paddelhaltung (leicht nach vorne gebeugt), mit dem stärkeren Arm, weit vorne am Boot, möglichst senkrecht und nahe am Boot (um ein Drehen des Kajaks zu vermeiden), genau an der Abrisskante des Wassers ausgeführt. Mit einem kräftigen Zug zieht man sich nun mit Schwung über die Kante, wobei man aus der Hüfte und dem Rücken das Kajak nach vorne schiebt.
Während der Flugphase (je nach Höhe der Stufe) bringt man den Oberkörper schnell wieder in eine aktive Haltung. Im Optimalfall kommt das Kajak waagerecht auf der Wasseroberfläche auf und man kann sich direkt mit weiteren Schlägen aus dem Rücklauf bringen.

Bug

Die Vorderseite des Bootes. Gegenteil ist das Heck.

C


Chicken-Route / Chicken-Line / Chicken Way

Die Chicken-Route ist das Gegenteil der Action– und Sick-Line und beschreibt den sichersten und unspektakulärsten Weg durch eine Kernstelle. Wer diese wählt, darf sich dem Spott der Mitpaddler sicher sein – aber Sicherheit geht vor und niemand sollte sich zu irgendwas genötigt fühlen.

Cowtail

Wie der Schwanz einer Kuh befindet sich die meist elastische Sicherungsleine mit Karabiner an der hinteren Öse der Rettungsweste. Kajaks von baden gegangenen Paddlern lassen sich darin einhaken und ins nächste Kehrwasser abschleppen.
Wichtig: Ein Cowtail darf nur an Schwimmwesten mit Notentriegelung befestigt werden, so dass sich im Notfall der Brustgurt lösen lässt und man sich selbst – ohne Anhang – in Sicherheit begeben kann.

E


Eskimorolle / Kenterrolle

Der Bewegungsablauf, bei dem man nach einer Kenterung das Kajak und sich wieder aufrichtet, ohne das Boot verlassen zu müssen. Die Eskimorolle kann man in unterschiedlichen Stilen ausführen und ist mit viel Übung sogar ohne Paddel möglich. Der Name geht auf die Volksgruppen der Inuit (früher Eskimos) zurück, die diese Technik bei ihren Kanus/Kajaks auf See entwickelten, da ein Schwimmen im eiskalten Wasser lebensgefährlich ist und die meisten Inuit auch nicht schwimmen konnten.

H


Heck

Das Hinterteil des Bootes. Gegenteil ist der Bug.

Hüftschwung / Hüftknick

(engl. Hip-Snap) die Grundlegende Bewegung bei der Eskimorolle, bei der das Kajak mit Schwung aus der Hüfte aufrecht gedreht wird.

K


Kanten

Das richtige Kanten will geübt sein, um den Boden des Bootes beim Herausfahren aus einem Kehrwasser der Strömung entgegen zu stellen, bzw. beim Einfahren in ein Kehrwasser, beim Überqueren der Kehrwasserlinie (Eddy-Line), dem stehenden Wasser entgegenzudrehen. Missachtung führt unweigerlich zum Kentern und erhöht die Chance, das Kenterbier zahlen zu dürfen. Es sei denn, man möchte den umwerfenden Schwung gezielt für das Vollführen eine Kerze nutzen.

Kehrwasser

Beschreibt den Bereich am Ufer oder hinter Hindernissen, in dem keine Strömung herrscht. Oft fließt hier das Wasser durch den Sog der Hauptströmung, sogar leicht entgegen der Strömung – kehrt die Richtung also um. Kehrwässer bieten sich zum Pausieren oder Ein-/Aussteigen an. Auch macht es Spaß, auf verblockten Strecken hinter den Steinen von Kehrwasser zu Kehrwasser zu springen. Dabei sollte das richtige Kanten sitzen.
Den Bereich, wo die Hauptströmung auf das Kehrwasser trifft, nennt man Kehrwasser-Linie oder Eddy-Line.

Kenterbier

Derjenige, der am Paddeltag am meisten gekentert und baden gegangen ist, zahlt am Abend im Gasthof für die Anderen das Kenterbier.

Kenterrolle

Siehe Eskimorolle

Kerze bzw. Kerzen

Ein Kunststück, bei dem man das Heck des Kajaks durch Unterschneiden abtauchen lässt, um dann senkrecht – wie eine Kerze – im Wasser zu stehen.  Das funktioniert am besten bei Kajaks mit flachem Heck und niedrigem Volumen. Das Gegenteil dazu ist der Bow-Stall, bei dem der Bug des Kajaks (meist spezielle Freestyle-Kajaks) nahezu senkrecht ins Wasser eintaucht.

L


Landstart

Wie der Name schon sagt – ein Start vom Land (also Ufer) aus. Man steigt am Ufer ins Boot, zurrt Prallplatte und Spritzdecke zurecht und lässt sich dann über ein paar Felsen oder die Uferböschung herunter ins Wasser gleiten, oder von einer Brücke… oder dem 5m hohen Felsen.
Bitte aber auf die Ufervegetation achten und nur dort machen, wo keine Natur geschädigt wird.

P


Paddelbrücke

Ist eine spezielle Technik zum Einsteigen ins Kajak. Das Paddel wird quer zwischen Bootsheck und Ufer gelegt und mit einer Hand am hinteren Süllrand fixiert. Man stützt sein Gewicht nun hinter dem Rücken auf das Paddel, gleichermaßen Ufer- wie Bootsseitig, sodass das Kajak nicht abdriften kann und steigt dann mit den Beinen nach und nach ins Boot. Einfacher ist jedoch ein Landstart.

Pilz

Nein, nicht die im Wald, sondern im Wasser. So wird die von unten nach oben drückende, aufquellende Strömung bezeichnet. Charakteristisch zu erkennen an den pilzförmigen Erhebungen auf der Wasseroberfläche. Oft hinter unterspülten Felsen oder nach Wehren und Stufen, wo das Wasser zunächst in die Tiefe gedrückt wird. Heimtückisch sind solche Pilze bei Befahrung dadurch, dass das abströmende Wasser permanent die Richtung ändert und seitlicher Wasserdruck auf das Kajak einwirkt, wodurch es sehr instabil wird. Dort wo der Pilz am Rand auf die Hauptströmung trifft, ist es besonders gefährlich, da nun Wasser aus verschiedenen Richtungen auf das Boot einwirkt. Zudem können sich hier Strudel mit Sogwirkung bilden.

Playspot

Eine Spielstelle im Fluss, an der sich eine stehende Welle oder Walze bildet und Freestyle-Kajaker zum Surfen und vollführen akrobatischer Tricks einlädt.

S


Scouting

Als Scouten (engl. für Auskundschaften/Erkunden) bezeichnet man das Inspizieren des Flusses vor Fahrtantritt, insbesondere kniffliger Kernstellen. Augenmerk liegt hier auf die Fahrbarkeit nach persönlicher Einschätzung, insbesondere auch bei vom Fluss aus unübersichtlichen Stellen, ob diese frei von Hindernissen sind.
Hier prägt man sich auch die zu fahrende Ideal-Linie ein und entscheidet sich, wenn möglich, für die Action-Line oder Chicken-Route.

Seilfähre

Eine Paddeltechnik (auch Traversieren genannt), bei der man den Fluss gegen die Strömung von einem Ufer aufs andere überquert und möglichst – wie bei einer Seilfähre – auf gleicher Höhe bleibt. Dazu wird die Bootsspitze leicht in die Strömung in Richtung des anderen Ufers geführt und strömungsabwärts gekantet, so dass das Boot vom Wasser in die entsprechende Richtung geschoben wird. Mit Paddelschlägen auf der abströmenden Seite wird das Boot nur stabilisiert, dass der Bug nicht zu weit herumgeschoben wird und das Boot nur wenig Wasserwiderstand bietet. So schiebt man sich, seitlich bewegend, gegen die Strömung zum anderen Ufer.

Sick-Line

Die möglichst spektakulärste/waghalsigste und somit „kranke“ Route durch eine Kernstelle. Gegenteil siehe Chicken-Route. Ebenfalls auch Action-Line.

Siphon

Strömung, die eng unter oder zwischen Felsen hindurch zieht. Sie birgt die hohe Gefahr, dass sich ein Kajak verkeilt und vom Wasserdruck unter Wasser gedrückt wird. Eine tödliche Falle. Oft sind Felsöffnungen unter Wasser unterspült. Man erkennt dies am aufquellenden Wasser hinter dem Felsen.
Mögliche Siphone sollten rechtzeitig erkannt (möglichst schon beim Scouten) und großzügig umfahren werden.

Spritzdecke

Sie dient zum Abdichten des Bootes, so dass – gerade im Wildwasser – kein Spritzwasser eindringt und das Boot voll läuft. Meist ist sie aus elastischem Neopren oder Kunststoff und an der Außenseite von einem Gummizug umgeben, womit sie in den Süllrand des Bootes eingespannt wird. In der Mitte hat sie eine Öffnung mit Kamin, wodurch sie der Paddler enganliegend um den Bauch trägt.

Süllrand

Dies ist der umgekrempelte oder eingekerbte Rand entlang der Sitzluke. Dieser dient zum wasserdichten Einspannen der Spritzdecke.

T


Traversieren

Siehe Seilfähre

U


Umtragen

Ist eine Stelle zu riskant, um diese zu fahren oder schlicht unmöglich, muss sie umtragen werden. Gerade im alpinen und unbekannten Gewässer sollten Gefahrenstellen zuvor gescoutet werden und ein frühzeitiger Ausstiegspunkt festgelegt werden, der auch später vom Fluss aus gut wieder zu erkennen ist. Bedenke dabei die Größe der Gruppe, dass auch alle Mitpaddler ins Kehrwasser passen oder vorab auf Warteposition gehen können und beachte, dass ggf. auch mal ein Kehrwasser verpasst werden kann.

V


Verblockung

Die Hindernisse im Flussverlauf – meist Felsen und Steine – nennt man Verblockung. Starke Verblockung behindert die Sicht und der weitere Flussverlauf mit weiteren möglichen Hindernissen und Gefahren ist nur schwer auszumachen. Wer zuvor die Stelle vom Ufer aus nicht gescoutet hat, sollte nach Möglichkeit langsam fahren und notfalls in einem Kehrwasser aussteigen und sicherstellen, dass der Weg nach der Verblockung frei ist, bzw. welche Ideallinie zu wählen ist.

W


Walze

Als Walze bezeichnet man eine starke Welle, die sich gegen die Strömungsrichtung bricht. Sie bildet sich dort, wo Wasser mit hoher Strömungsgeschwindigkeit abfällt – z.B. über ein Hindernis fließt oder nach einem Wehr oder einer Stufe. Der brechende Teil der Walze kann einen Rücklauf bilden. Je nach Größe und Art der Walze kann diese als Playspot zum Surfen und für Rodeo-Tricks genutzt werden. Dennoch birgt sie immer die Gefahr, im Rücklauf hängen zu bleiben. Man sollte daher immer vorher genau abschätzen und nie allein eine Walze befahren. Notfalls können Mitpaddler einen Hängengebliebenen per Wurfsack retten.

Wurfsack

In einem kleinen Sack verstaute Rettungsleine, ca. 20-25 Meter lang. Mit dieser Leine können Mitpaddler aus Gefahrensituationen gerettet werden. Beim Feststecken in einer Walze, beim Retten aus starker Strömung oder auch zum Bergen verkeilter Boote. Gerade beim Befahren schwieriger und gefährlicher Stellen sollten Mitpaddler mit Wurfsack am Ufer zur Sicherung bereit stehen. Der Wurfsack ist stets griffbereit im Kajak mitzuführen. Wurfgenauigkeit und verschiedene Sicherheits-Szenarien sollten regelmäßig geübt werden. Ebenso ist das Seil regelmäßig auf Beschädigungen und einwandfreie Festigkeit zu überprüfen.